Schachecke .de

„Garry Kasparov war erst in der Großmeister-Organisation GMA, dann in der Profischach-Vereinigung PCA, zum Schluss kehrte er wieder in den Schoß der FIDE zurück. Aber gut, manche Leute sind flexibel.“

Viswanathan Anand


 
 

Robert James (Bobby) Fischer

Geburtsdatum: 9. März 1943
Todesdatum:    17. Januar 2008
Land:                 Vereinigte Staaten, Island (ab 2005)
Weltmeister:     1972 - 1975


Als Sohn eines aus Berlin eingewanderten deutschen Physikers wurde Robert James, genannt “Bobby”, Fischer am 9. März 1943 in Chicago geboren.

Gemeinsam mit seiner älteren Schwester wuchs er bei seiner Mutter in Brooklyn auf,
die als Krankenschwester tätig war und die junge Familie allein durchbringen musste,
da der Vater sie bereits 1945 verlassen hatte.

Als Sechsjähriger erhielt Fischer von seiner Schwester ein Schachspiel, schnell erwies er sich als Wunderkind des “königlichen Spiels”.

Trotz der ärmlichen Verhältnisse, in denen “Bobby” aufwuchs, förderte die ehrgeizige Mutter sein Schachtalent, welche selber noch als 42-Jährige ihr medizinisches Staatsexamen ablegte und später als Kinderärztin in London praktizierte.

Bereits mit 13 Jahren gewann er die amerikanische Juniorenmeisterschaft, als 14-Jähriger erstmals die U.S. Open Championship, bei denen er später noch mehrere Male siegte - einmal sogar mit 100 % der möglichen Punkte.

Mit 15 Jahren erwarb er als bis dahin jüngster Spieler der Welt den Titel eines internationalen Großmeisters des Schachspiels - ein Rekord, der erst 1991 durch die nur wenige Wochen jüngere Judit Polgar gebrochen wurde.

Im selben Jahr, in dem Fischer seinen Großmeistertitel erwarb, ging er trotz seines außergewöhnlich hohen Intelligenzquotienten von angeblich 184 als schlechter Schüler ohne Abschluss von der High School ab, um sich ganz dem Schachspiel zu widmen.

1959 spielte er erstmalig bei einem Kandidatenturnier mit, bei dem er Platz 5./ 6. erreichte.

Bei einem späteren Turnier 1962 erzielte er bereits den 4. Platz.

Er deklassierte 1971 bei einem ausgetragenen KT seine Mitkandidaten auf eine noch nie dagewesene Weise - Tajmanow und Larsen wurden mit jeweils 6:0 und Ex-Weltmeister Petrosjan wurde mit 6,5:2,5 geschlagen!

“Bobby” Fischer war nach über zwei Jahrzehnten der erste “Nicht-Russe”, der bei einem Weltmeisterschaftskampf teilnahm.

Der Herausforderer Fischer war zwar als Genie bekannt dennoch machte er vor allem mit seiner Exzentrisch und seinen Extravaganzen Schlagzeilen wie kein Schachspieler vor oder nach ihm.

Niemand wunderte sich, dass das Match zwischen dem bestehenden Weltmeister
Boris Spasski und Herausforderer “Bobby” Fischer mehrfach verschoben wurde.

Fischer verlangte auch plötzlich eine höhere Kampfbörse - welche schließlich durch einen privaten Sponsor aus England zustande kam.

Nach weiteren Verhandlungen und Beseitigung aller Unklarheiten wurde am
11. Juli 1972 in Island endlich die erste Partie zwischen den Kontrahenten ausgetragen.

Aufgrund eines dummen Fehlers verlor Fischer das erste Spiel - somit stand es 1:0 für den Weltmeister.

Im Laufe des Turniers stellte sich jedoch heraus, dass Spasski diesem Nervenkrieg nicht gewachsen war.

Fischer stellte sämtliche Forderungen - z. B. verlangte er, dass die Fernsehkameras aus dem Saal entfernt werden müssten, weil deren “Gesumme” ihm störe.

Als man seinen Forderungen nicht nachkam, erschien er einfach nicht zur zweiten Partie, worauf ein Spielstand von 2:0 für Spasski folgte.

Fischer buchte bereits seinen Rückflug, doch der Turnierleitung gelang es noch, ihn umzustimmen.

So konnte der Herausforderer seinen Rückstand schnell wieder aufholen.

Mit einem Sieg in der 21. Partie und einem Punktestand von 12,5:8,5 hatte Amerika nach Steinitz einen neuen Schachweltmeister - Robert James Fischer.

Sein WM-Sieg über Spasski machte ihn in den USA zu einem Volkshelden.

In den Staaten war Fischer der erste Schachprofi sowie jener, der sich erstmalig mit dem Schachspielen seinen Lebensunterhalt verdiente.

“Bobby” kündigte an, er wolle der erste Schachmillionär werden, doch dies geschah nicht.

Der Weltmeister lehnte alle Angebote ab - darunter auch ein Vertrag mit einem Hotelkonzern, der eine siebenstellige Dollarsumme für ein Match in Las Vegas und gleiches für die Fernsehnrechte bot.

Auch der im Jahre 1975 festgesetzte Weltmeisterschaftskampf gegen den 23-jährigen Studenten Anatoli Karpow, welcher zuvor das KT gewonnen hatte, war aufgrund Fischers häufigen Auseinandersetzungen mit der FIDE um die Wettkampfbedingungen in Gefahr.

Als die FIDE schließlich Fischers absurden Forderungen nicht nachkam, drohte er, zum Wettkampf in Manila nicht anzutreten.

Dies trat auch ein und so wurde Karpow am 3. April 1975 zum Weltmeister proklamiert.

Ständig geriet F. wegen fehlender Kompromissbereitschaft in einen Streit mit den Organisatoren.

Er stellte - bis dahin noch nie dagewesene - Geldforderungen, auch die Turnierabläufe sowie die Spielbedingungen mussten genau seinen Vorstellungen entsprechen, ob es die Lüftung, die Temperatur, die Beleuchtung oder gar die Bestuhlung im Turniersaal war - erst nach Erfüllung seiner Forderungen gab er Ruhe.

Der Münchener Arzt und Schachgroßmeister Helmut Pfleger glaubt, in Fischer eine Mischung aus “Gipfelrausch und Angst vor dem Absturz aus der langersehnten und endlich erreichten Gottähnlichkeit” zu erkennen.

Auch die Aberkennung des Titels konnte seinem Nimbus als Schachgenie nichts anhaben.

Nach Fischers kampfloser Titelabgabe wurde es sehr still um ihn, sehr selten zeigte er sich der Öffentlichkeit.

Zurückgezogen lebte er in seiner kleinen Wohnung in Los Angeles.

Einen Großteil seines Vermögens stiftete er einer Sekte namens
“Worldwide Church of God”, für die er sich ebenfalls sehr stark einsetzte.

Lange Zeit dauerte es, bis der exzentrische Schachgroß- und Ex-Weltmeister sein Können erneut unter Beweis stellte.

Im September 1992 nach - 20 Jahre - ließ er sich erst wieder auf ein Match ein.

Es war nicht irgendein Match - nein, der Revanchekampf um die Weltmeisterschaft gegen Boris Spasski wurde ausgetragen.

Der serbische Bankier Jezdimir Vasiljivic konnte beide Ex-Rivalen für ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 5,5 Millionen Dollar gewinnen - zwei Drittel für den Sieger, ein Drittel für den Verlierer.

Doch damit handelte sich Fischer eine Menge Ärger ein.

In den montenegrinischen Badeort Sveti Stefan in der serbischen Hauptstadt Belgrad -
im international geächteten und mit einem Embargo belegten Restjugoslawien fand der Wettkampf statt.

Als Fischer schließlich eine Strafandrohung des US-Finanzministeriums aufgrund des Embargobruches gegen Serbien einfach ignorierte, erließ die US-Behörde Haftbefehl gegen ihn und schrieb ihn international zur Fahndung aus.

Den Wettkampf konnte F. zwar mit 17,5:12,5 gewinnen, jedoch wurde dieser von der FIDE nicht als offizieller Weltmeisterschaftskampf anerkannt.

Auf sein Preisgeld musste er auch verzichten, da Vasiljivic in der Zwischenzeit bankrott gegangen war.

Nach dem Stand von 1994 soll Robert James Fischer gemeinsam mit seiner Freundin in deren ungarische Heimat untergetaucht sein.

Am 17. Januar 2008 verstarb (Bobby) Fischer in Reykjavík.

 
Schachecke .de