Schachecke .de

„Garry Kasparov war erst in der Großmeister-Organisation GMA, dann in der Profischach-Vereinigung PCA, zum Schluss kehrte er wieder in den Schoß der FIDE zurück. Aber gut, manche Leute sind flexibel.“

Viswanathan Anand


 
 

Machgielis (Max) Euwe

Geburtsdatum: 20. Mai 1901
Todesdatum:     26. November 1981
Land:                 Niederlande
Weltmeister:     1935 – 1937


Am 20. Mai 1901 wurde der zukünftige fünfte Schachweltmeister in Amsterdam geboren.

Nach dem Realschulbesuch studierte er an der Universität Mathematik sowie Physik und promovierte später zum Dr. rer. nat..

Im Anschluss ging er nach Winterswyk und Rotterdam, um dort als Lehrer tätig zu werden.

Ab dem Jahre 1926 arbeitete Euwe ebenfalls als Lehrer an ein Lyzeum für Mädchen in Amsterdam, an dem er bis 1940 lehrte, dann erst wieder ab 1945.

Zwischenzeitlich war er Direktor eines Lebensmittelbetriebes sowie Statistiker einer Spar- und Versicherungsgesellschaft.

Ab 1954 führte er als Professor seine Tätigkeiten an zwei niederländischen Universitäten der neuen wissenschaftlichen Disziplin - Kybernetik - aus.

Mit dem Erreichen seines 70. Lebensjahres ging Euwe 1971 schließlich in den Ruhestand und widmete sich von nun an nur noch dem Schach.

Am 26. November 1981 starb Max Euwe im Alter von 80 Jahren in Amsterdam.


sportliche Laufbahn

Ab seinem zehnten Lebensjahr begann Euwe, an öffentlichen Schachveranstaltungen teilzunehmen.

In Nymwegen gewann er 1921 die niederländische Landesmeisterschaft, die er später noch viele Male erfolgreich verteidigen konnte.

Nach erfolgreiche Turnieren wie:

- 1923 Mährich, Ostrau und Hastings

- 1924 sowie 1926 Weston Supermare

- 1925 Wiesbaden

- 1928 Kissingen und die Amateur-Weltmeisterschaft in Den Haag

Euwe, der im Gegensatz zu fast allen anderen Schachgrößen nie Berufsspieler war,
musste auch eine Menge wichtiger, folgender Niederlagen hinnehmen:

- Reti 1920

- Aljechin 1926/ 27

- Bogoljuba 1928 und 1929

- Capablanca 1931

- Keres - um die Europameisterschaft - 1930

Dennoch galt Euwe in den dreißigern als einer der stärksten Spieler der Welt.

Somit war es auch keine allzu große Überraschung, als der Holländer einen Brief vom derzeitigen Weltmeister Alexander Aljechin erhielt.

Aljechin schlug in dem Brief einen Vergleich über zehn Partien an Bord eines Ozeandampfers, der zwischen Holland und Indonesien Kreuzen sollte, vor.

Der Weltmeister ging sogar soweit, bei diesem Match seinen Titel aufs Spiel zu setzen.

Euwe erklärte sich einverstanden, gegen Aljechin um den Weltmeistertitel zu spielen, benötigte allerdings noch einige Zeit, um sich darauf vorzubereiten.

Auch wollte er nur dann spielen, wenn der Weltmeister ihn die gleichen Bedingungen bewilligte, die er zuvor dem Herausforderer Bogoljubow ebenfalls gewährt hatte.

Nachdem man sich in allen Punkten geeinigt hatte, wurde das Treffen schließlich für Herbst 1935 in den Niederlanden vereinbart.

Zu Beginn der Schachweltmeisterschaft war ganz Holland im Schachfieber, obwohl keiner so richtig an einen Sieg für Euwe glauben wollte, da Aljechin zu diesem Zeitpunkt als unschlagbar galt.

Am 3. Oktober des Jahres 1935 fand in Holland die erste Partie der Weltmeisterschaft statt.

Nach der vierten Partie stand es bereits 3:1 - für den Weltmeister - und keiner rechnete mehr mit einem Sieg des Herausforderers.

Dennoch - nach der zuvor vereinbarten 30. Partie stand es zur Überraschung aller 15,5:14,5 für den Herausforderer.

Somit war Max Euwe am 15. Dezember 1935 der neue Weltmeister.

Da Euwe als neuer Schachweltmeister es ablehnte, um Geld zu spielen, erklärte er, falls es ihm gelingen sollte die vertraglich fixierte Revanche mit Aljechin für sich zu entscheiden,
wolle er dem Weltschachbund (FIDE) die weitere Titelvergabe überlassen.

Man musste nicht lange auf eine Revanche warten, und somit fand am 5. Oktober 1937 ein weiterer Titelkampf um die Schachkrone statt.

Erneut wurde die Weltmeisterschaft in Holland ausgetragen und es wurden auch wieder
30. Partien vereinbart.

Allerdings kam es nie zu den vereinbarten 30 Partien, da der Weltmeister Euwe nach der
25. Partie bei einem Spielstand von 15,5:9,5 für den Herausforderer am 16. Dezember 1937 das Match aufgab.

Somit hatte Alexander Aljechin die Schachkrone zurückgewonnen und wurde zum zweiten Mal Schachweltmeister.

Als aber Aljechin völlig unerwartet am 25. März 1946, ohne das erneut ein Titelkampf stattfand, starb, nahm er die Schachkrone mit in seinen Tod.

Erstmals seit der ersten offiziellen Schachweltmeisterschaft 1886 existierte die Schachwelt ohne König.

Daraufhin beschloss die FIDE ein Turnier der stärksten Schachspieler durchzuführen, dessen Sieger anschließend zum neuen Weltmeister erklärt werden solle.

Am 2. März 1948 begann der Fünfer-Wettkampf in Den Haag und endete am 16. Mai 1948 in Moskau mit folgenden Platzierungen:

1. Botwinnik UdSSR 14 Punkte

2. Smyslow UdSSR 11 Punkte

3. Keres UdSSR 10,5 Punkte

4. Reschewski USA 10,5 Punkte

5. Euwe Niederlande 4 Punkte

Botwinnik war also der neue Schachweltmeister und Euwe wurde im Fünfer-Wettkampf abgeschlagener letzter.

1953 wurde Euwe beim Kandidatenturnier Vorletzter, zog sich dann 1960 - nach 40-jähriger Schachtätigkeit - vom Turnierspiel zurück.

Überragend waren seine analytischen Fähigkeiten und die Gabe anschaulicher Darstellung.

Seine Bücher, die alle Phasen der Schachpartie umfassen, haben Geschichte geschrieben.

Die FIDE wählte ihn 1970 zum Präsidenten, damit wurde zum ersten Mal ein Schachgroßmeister der höchste Funktionär des Weltschachs.

Nach acht Jahre Präsident der FIDE verzichtete Euwe 1978 alters wegen auf eine weitere Kandidatur für das Amt.

Bis zuletzt war er Ehrenvorsitzender des Niederländischen Schachbundes.

 
Schachecke .de